Nachdem Deutschland den ersten Weltkrieg 1914/18 überstanden hatte, erwachte auch so langsam wieder das Interesse für Sport im allgemeinen. So fanden sich auch in Kelsterbach eine Anzahl junger Männer zusammen, die sich dem Wassersport - insbesondere dem Paddeln - widmen wollten.
Da zum Paddeln jedoch ein Boot gehört, war die Sache nicht so einfach. Dazu kamen noch die schlechten Zeiten von damals, Inflation, Erwerbslosigkeit usw. und deshalb war die Anschaffung eines Bootes sehr schwer. Es waren ja keine Kapitalisten, sondern Arbeiter und kleine Angestellte, mit viel Liebe zum Wassersport und wenig Geld.
So entschloß man sich nach einigen Zusammenkünften für den Eigenbau von 3 Flachbooten nach Plänen des Schiffbauingenieurs Herrn Geiger.
Nachdem die Boote mit sehr viel Liebe und Schweiß gebaut waren und wie ihre Erbauer, die Herren Barth, Dietz und Treutel feststellten, auch sogar tadellos schwammen, war der Bann gebrochen. Weiterhin entschlossen sich vier Kelsterbacher, bei den Laux-Werken vier Klinkerboote in Auftrag zu geben.
So waren die Grundlagen geschaffen, um einen Verein zu gründen, was dann 1924 zur Entstehung des
KANU - CLUB KELSTERBACH (MAIN) 1924
führte, mit dem Ziel, den Wassersport, insbesondere den Paddelsport, zu fördern.
Die Gründer des Clubs waren: August Barth, Hans Dietz, Georg Treutel und Gusti Bock.
In der Gründerzeit schlossen sich immer mehr Interessenten dem Paddelsport an, was dem damaligen Vorstand erhebliche Schwierigkeiten verursachte, denn die alles entscheidende Frage, wohin mit den Booten? - wurde immer dringender, denn nicht jedes Mitglied konnte sein Boot zu Hause lagern.
So wurden die Boote zeitweise in der Scheune des Gastwirtes Peter Kobel und im Keller vom Gasthaus ,,Zum Grünen Baum" gelagert und man höre und staune, auch der Schloßkeller diente zeitweise als Bootslagerraum. Im Jahr 1933 erwarb der Club für den Bau eines Bootshauses ein am Main gelegenes Grundstück.
Nun stand dem Bau eines Bootshauses nichts mehr im Wege.
Aber wo das Geld hernehmen, denn in der Zeit 1933/34 war es nicht wie heute, dass Stadt, Land und Staat den Club unterstützten. Nein, jeder Verein der etwas erwerben wollte, musste dies in eigener Leistung erbringen - war dies so falsch?
Nun, nach einigem Suchen ergab sich in den Farbwerken Hoechst die Möglichkeit, ein altes baufälliges Fachwerkgebäude kostenlos, das heißt, nur für den Abbruch, zu erhalten. Sofort wurde zugegriffen, mit viel Mühe wurde das alte Gebäude vermessen, gezeichnet, demontiert und mühevoll nach Kelsterbach gebracht. Hier wurde es fachgerecht für die Bootslagerung umgestaltet und wieder aufgebaut.
Die technische Bearbeitung der Umgestaltung und der Aufbau lag in den Händen von Georg Treutel und Willy Goebel. Das damals erstellte Gebäude ist auch heute noch der Grundstock unseres Bootshauses.
Im Laufe der Jahre wurde ständig nach Erweiterungsmöglichkeiten gesucht.
- 1951/52 wurde ein Anbau für Mannschaftsboot und Umkleideraum mit einer Toilette und Fäkaliengrube errichtet.
1958 wurde dieser Anbau zum Club- und Jugendraum umgestaltet.
- 1961 wurde für die Mannschaftsboote im Bootshaus ein Keller ausgehoben.
- 1968 wurde eine weitere Bootshalle im Stahlskelettbau errichtet. Trotz aller Baumaßnahmen konnte der Verfall des alten Fachwerks nicht gestoppt werden.
- 1976 musste wegen Einsturzgefahr eine Außenmauer erneuert werden. Durch diesen Vorfall gewarnt, intensivierten wir die Bemühungen für die Bootshaussanierung.
Nach jahrelangen Planungen und schier endlosen Diskussionen entschloss sich der Club 1993, unter Führung von Horst Simon, Karl Dreilich und Helmut Siewert, sofort mit den Sanierungsarbeiten in Eigenleistung zu beginnen. Durch diese Maßnahme hat der Club sein Eigentum (Bootshaus) sowie dem Bürger ein kleines Stück Tradition erhalten, ferner wollten wir den Erbauern dieser Sportstätte unsere Hochachtung und unseren Respekt erweisen.
- 1998 waren die Arbeiten zum größten Teil abgeschlossen.
Die Sanierungskosten belaufen sich auf 350.000,- DM. Die erbrachten Arbeitsstunden (Eigenleistung) = 7.500 Std.
Heute erstrahlt unsere Sportstätte in neuem Glanz. Unser Schmuckstück und ganzer Stolz, leistet uns bis Heute treue Dienste und wird ständig in Schuss gehalten.
Nun was geschah eigentlich im Kanu-Club auf sportlicher Seite? Die Zeit bis zu Beginn des zweiten Weltkrieges verlief in dem für Sportler gewohnten Rahmen, Teilnahme an Regatten, Wanderfahrten und Freizeiten mit Boot und Zelt. Bei Kriegsausbruch mussten die sportlichen Betätigungen sehr stark eingeschränkt werden. Am 09.02.1946 wurde dann von der Besatzungsmacht die Genehmigung erteilt, in Kelsterbach die Sport - und Kulturgemeinschaft mit sieben Abteilungen wieder gründen zu dürfen, dabei auch die Sparte Kanusport. Der zugelassene Spartenleiter war Kam. Ph. Heisack, der auch den Club durch die ganzen Kriegsjahre hindurch vertreten hat und ständig mit den an der Front stehenden Kameraden in Verbindung stand und sie nie vergessen ließ, das sie noch Mitglied einer Sportgemeinschaft sind.
Gleich nach der Wiederzulassung wurde mit der sportlichen Betätigung begonnen. So eine Kinzigfahrt, eine Regatta mit den Kam. aus Sindlingen und eine Lampionfahrt, die schon am 25.08.1946 stattfand. Bereits 11 Monate später, am 21.09.1947 gründete sich der Kanu -Club 1924 Kelsterbach e.V. als selbständiger Club wieder, alle SpruchkammerBescheide, Genehmigungen und Bescheinigungen konnte der damalige Vorstand vorlegen, und somit als erster selbständiger Club aus der Sport-und Kulturgemeinde wieder ausscheiden.
Ab diesem Jahr nahmen unsere Mitglieder auch an großen Regatten und Slalomveranstaltungen, wie Kaiserlay, Bolongaro-Slalom oder Langstrecken-Regatta in Erfelden usw. teil.
Es wurden von den Rennfahrern schöne Erfolge mit nach Hause gebracht. Die im Bootshaus vorhandenen Pokale und Plaketten sind stumme Zeugen für diese Leistungen.
Trotz aller Wettkämpfe wurde der Wander-Freizeit-Sport nie vernachlässigt und führte unsere Mitglieder schon in den 50 er Jahren in die landschaftlich schönsten Gebiete Deutschlands, Frankreichs, Österreich, Luxemburgs usw. und das immer mit Boot und Zelt.
Schon Anfang der 60 er Jahre erwarb der Verein einen eigenen VW - Bus mit Bootsanhänger. Damit war auch der Freizeit- und Wandersport für die neuen Bootstypen (Kunststoffboote) und unsere Jugend attraktiv. Selbstverständlich wurden neue Freizeitgebiete erkoren, Schweiz, Norwegen, Italien, Kroatien, Holland, Korsika. All diese Landschaften wurden und werden noch immer erkundet.
Selbstverständlich sollten alle aktiven Bootsfahrer zuhause schon tüchtig trainiert haben, denn Wildflüsse mit Schwierigkeiten bis über Stufe 5 sind immer wieder mal dabei.
Und bitte nicht vergessen, das Wandern und auch die Kletterei. Um an all diesen Aktivitäten teilnehmen zu können, ist auch in den Wintermonaten ein ständiges Training erforderlich. Nicht nur Konditionstraining als Ausgleichssport, Ski-, Schlittschuhfahren und Schwimmen, auch Badminton, Tischfußball und Bowling werden angeboten.
Ferner müssen wir die Essenszubereitung auf Kleingaskochern lernen, dies wird von Erfahrenen im Bootshaus gelehrt und geübt.
So ausgerüstet können alle unsere Fahrtenteilnehmer die neue Saison kaum erwarten und viele unserer Jüngsten ersehnen den Tag des Anpaddelns herbei. Da die Wassersportler schon seit eh und je im Einklang mit der Natur ihren Sport betreiben, ist es für uns selbstverständlich, die vorhandenen Ressourcen schonend zu nutzen. Um den Umgang mit der Natur einfach im Sinne des Wortes zu erfahren - ohne erhobenen Zeigefinger - einfach durch Selbsterkenntnis.
Kanufahren auf Bächen und Flüssen und dies nicht nur für die Mitglieder unseres Clubs.
Dafür wurde vor einigen Jahren in Kooperation mit der Integrierten Gesamtschule Kelsterbach die PADDEL AG (Arbeitsgemeinschaft) gegründet, die sowohl von unseren Lehrwarten wie auch von schulischem Lehrpersonal geleitet wird.
Auch auf dem gesellschaftlichem Sektor bietet der KANU-CLUB seinen Mitgliedern etwas, so finden von Zeit zu Zeit in unserem Clubhaus gemütliche Abende für Jung und Alt, Lichtbildervorträge usw. statt. Unsere derzeit schönsten Veranstaltungen sind unsere Sommerfeste, die wir in loser Folge veranstalten.
Triketour, Fahrt zur Bootssausstellung, oder die Jahresabschlussfeier sind nur einige erwähnenswerte Events.